Die wichtigste Frage der Welt - Eine Liebesgeschichte


Die wichtigste Frage der Welt

Eine Liebesgeschichte

Ein paar Männer sitzen am Feuer; es wird kaum gesprochen, eigentlich gar nicht. Weil: Da ist noch ein Konflikt offen. 

Denn einer von ihnen hat seinen Freund verraten. Und das war für den, der verraten worden war, ziemlich schmerzhaft!

Jetzt aber sehen sie sich überraschend wieder. Und da ist halt diese Geschichte, die noch geklärt werden muss.

Und hier treffen sie aufeinander.

Schweigen.

15 Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr, als mich diese lieb haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! Joh 21,15-17

 

Da fängt der, der verraten worden ist, an zu reden. Und fragt seinen Freund unvermittelt: Hast Du mich lieb?

 

Wer sich ein bisschen auskennt hat schon gemerkt: Das ist hier die Story vom See Tiberias. Kann man in Johannes 21,15-17 nachlesen. 

 

Die Freunde Jesu sind nach seinem Tod halt wieder zur Arbeit gegangen. Das war vertraut. Fischen konnten sie, das machte man nachts. Und am morgen ist plötzlich Jesus da am See. 

Man kann auch morgens grillen; z.B. Fische, die gefangen wurden. Ein Frühmahl findet statt.

 

Sich einfach mal Sch***e fühlen

Was soll Petrus jetzt sagen? 

Wäre nicht das Plätschern des See Tiberias‘ gewesen, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Ganz sicher!

 

Wie würdest Du dich fühlen, wenn Du es total verbockt hast – und dann dieses Wiedersehen? Genau! 

Manche nun meinen, sich Elend zu fühlen ist sozusagen eine Grundhaltung gegenüber Jesus. „Das tat ich für Dich, was tust du für mich?“ kann man manchmal an alten Wegkreuzen lesen. Oder im Netz als missionarische Offensive.

Da kannst Du dich richtig schlecht fühlen, nur um nicht Scheiße sagen zu müssen. Was aber ist das für eine Beziehung, in der immer schon dieses Gefälle ist? Würdest Du in einer solchen Beziehung leben wollen?

Vermutlich nicht.

 

Schauen wir gerade mal auf die verschiedenen Arten der Liebe: Quasi kleiner Exkurs, um mal klar zu haben, wovon hier die Rede ist, wenn Jesus fragt: Hast Du mich lieb?

Da ist die Porneia. Ja genau, es ist, wonach es klingt. Man bleibt äußerlich, kann sich die ganze Sache anschauen. Und ist schnell fertig. 

Der Eros – davon das Wort Erotik - macht libidinöse Vorstellungen erkennbar.

Dann gibt es die Philia. Das ist die freundschaftliche Liebe. Die erste Hauptstadt der USA war z.B. Philadelphia. Das heißt übersetzt Bruderliebe. Man ist freundschaftlich verbunden und hat sich lieb. Und das ist eine Top-Basis für ein gutes Miteinander. Auch in einer Gemeinde.

Die vierte Art der Liebe heißt Agapé. Ewige Liebe über den Tod hinaus.

Und sie macht einen Unterschied.

Denn sie ist ganz und gar unbedingt. Für sie gibt es keine Bedingungen. Manchmal ist sie schwer zu verstehen. Jede Analogie ist nur ein Versuch, um das auszudrücken.

Denn: Was in Deinem Leben ist so bedingungslos? 

 

Überleg‘ einen Augenblick.

Kennt jemand vielleicht das Gefühl: Da hat jemand was für mich getan und jetzt bin ich dran? Und wann wäre es genug? Jedenfalls kenne ich das von mir.

 

Kann ganz schon stressig werden zu merken: Hier, bei der unbedingten Liebe, gibt es nichts zu kaufen und nichts zu bezahlen. Und übrigens auch nichts wieder gut zu machen.

Die unbedingte Liebe ist die Liebe Gottes. Ja, mehr noch: Gott ist Liebe (1. Joh. 4,8)

 

Das ist der eigentliche Stress für Petrus. Und ist in dieser Geschichte nur im griechischen Original erkennbar.

Jesus fragt ihn zweimal nach agapé. Und Petrus antwortet mit dem Wort für freundschaftliche Liebe, philia.

 

Welchen Mut zur Wahrhaftigkeit brauche ich, um zu er- und bekennen: Mehr geht nicht, mehr habe ich nicht!

Beim dritten Mal dann fragt Jesus Petrus nach der freundschaftlichen Liebe.

Was wäre gewonnen zu entdecken: Ist für Gott kein Problem! Schließlich ist die Liebe Gottes ja vorher schon da. Und wir antworten darauf – mit unserer Liebe.

 

Ich bin geliebt und ich kann lieben

Diese Geschichte wird häufig rausgeholt, wenn es um Reue und Vergebung geht. Hat man die drei Fragerunden hinter sich – die Antwort muss ja wohl irgendwie JA lauten – dann hast Du es geschafft.  

 

Das ist zu wenig. 

 

Es geht um die eine große Frage nach der Liebe. Aus einer Beziehung in Liebe kannst Du deiner Berufung folgen, losgehen, mutig sein. Sie ist wie ein neuer Anfang.

 

Vielleicht hat deshalb der Mystiker Meister Eckart (ca. 1260 – 1328) den Vorschlag gemacht, das mal umzudrehen. Für eine geistliche Übung.

 

Sei mal innerlich ganz präsent und offen und drehe die Frage um. Es geht ja um eine Beziehung.

 

Frage Jesus dreimal: Hast Du mich lieb?

 

Liebes-Krise

Als ich vor vielen Jahren mal eine ziemliche Lebenskrise hatte, wurde mir diese Übung vorgeschlagen. Man kann sie im stillen Kämmerlein machen. Bei mir war es jedoch in einem Aufstellungssetting.

Ich sitze Jesus gegenüber, ziemlich fertig – und stelle diese Frage. 

Und dann habe ich eine Antwort bekommen.

Es war eine der härteren Erfahrungen meines Lebens; es macht einen Unterschied, einfach so eine Aussage zu hören. Oder sie an mich persönlich gewendet zu erfahren.

 

Klar, hab´ ich alles gewusst. In der Krise jedoch war das meine Rettung.

 

Wie ist es bei Dir? 

Vielleicht stehst Du vor einer schweren Entscheidung? Vielleicht ist es der Beginn des Studiums – und Du kennst niemanden. Vielleicht ist es einfach eine tiefe Verunsicherung: Wo gehöre ich hin? Werde ich überhaupt gesehen? Mache ich einen Unterschied in diesem ganzen Wirrwarr namens Welt?

Was immer mir auf der Seele liegt: Hier ist der Ursprung der Verwandlung.

 

Leben ohne Versicherung

Manchmal kommt der Gedanke auf: Wenn ich mir dieser Sache ganz sicher bin, dann… kann ich z.B. starten. 

Was aber ist sicher? Schon der Dichter Joachim Ringelnatz wusste: Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht. 

Sicherheit besteht oft aus Mauern, Zäunen, Überwachung.

Anders die Gewissheit: Sie ist das Geschenk aus der Frage „Hast Du mich lieb?“

Und dann hörst Du die Antwort, die Antwort für Dich. 

„Ja, ich liebe Dich.“

Mit der Antwort Jesu lässt sich der nächste Schritt gehen. 

 

Wenn Dir das jetzt zu viel war: Hier bei uns in der ESG Bielefeld versuchen wir uns freundschaftlich liebevoll zu begegnen. Und da ist immer auch Platz für diese Frage aller Fragen.

Foto: unsplash
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