Den Hurrikan überlebt


Licht in der Dunkelheit

Den Hurrikan überlebt

Wir fahren mit dem Mietwagen auf den Parkplatz des Hotels. Es ist eigentümlich still. An der

Rezeption fällt unser Blick auf den Pool. Er ist voller Gartenmöbel. Sie wurden im Wasser versenkt.

Der Mann an der Rezeption blickt ernst. Nach dem üblichen Check-in-Ritual beugt er sich leicht nach vorn und sagt: Sind Sie informiert? Worüber? wollen wir noch fragen. Da spricht er schon direkt weiter. Heute Nacht kommt der Hurrikan an Land. Es ist nicht ganz sicher, wo. Die Modelle zeigen, dass er mit einiger Wahrscheinlichkeit genau hier auf Land trifft. Sie sind ganz auf sich allein gestellt. Viel Glück!

Und wir verstehen im selben Augenblick: Der Urlaub in Florida nimmt gerade eine dramatische Wende.

Von den Florida Keys kommend haben wir uns noch gewundert, wie viele Menschen Richtung Norden unterwegs sind. Das hier ist die Antwort.

Wir bereiten uns also auf die Nacht vor. Das Gepäck steht fertig gepackt in einer Ecke; wir lassen die Kleidung an. Jetzt heißt es warten in der Dunkelheit.

Um 2:00 Uhr nachts gibt es auf einmal einen gewaltigen Knall. Laut wie eine Explosion. Regen setzt ein, die Sintflut ist da.  

Schließlich dämmert es, das erste Morgenlicht ist da. Es regnet nicht mehr. Wir greifen unser Gepäck und sind schon am Auto. Dann geht es Richtung Norden, so wie die Evakuierungsroute ausgeschildert ist.

 

Später dann ein Stopp am Walmart. Da bei einem Hurrikan als erstes der Strom ausfällt, kaufen wir genau wie die Einheimischen: Batterien, eine Taschenlampe und Trinkwasser.

Stunden später sind wir in Sicherheit. Und es ist jetzt auch klar: Der Knall in der Nacht war ein Gewitter. Nur! Im Fernsehen sehen wir Bilder von unserem Walmart. Also von dem, was davon übriggeblieben ist, nachdem der Hurrikan darüber hinweg gezogen ist. 15 Menschen kamen durch den Hurrikan ums Leben.

 

Welche Kraft in der Hoffnung steckt, konnten wir wenige Tage danach auf vielen T-Shirts lesen: „Überlebende/r des Hurrikan Charley“.

Niemand von unserer Familie wird diese Nacht vergessen. Die Dunkelheit als Bild für die kommende Bedrohung. Dem Schrecken des Hurrikans ausgeliefert. Was für eine Erleichterung, als es hell wurde!

Ist es vielleicht das, worauf ich warte? Dass diese Finsternis mal aufhört, Dinge wieder unterscheidbar werden, das Chaos sich lichtet. Außen wie Innen. In der Dunkelheit des Advents kündigt sich das Licht als Rettung an.

Dass es jeden Morgen wieder hell wird, wie tröstlich ist das.

Und ich verstehe besser, wie Jesus Christus das Licht der Welt ist.

Für uns wurde das Licht des Morgens zur Metapher für die Rettung. Wie haben wir uns über den neuen Tag gefreut.

 

Und wäre das auch eine Antwort in diesem Advent? Radikale Hoffnung auf Veränderung. Eine neue Perspektive, Gott selbst erscheint unter uns Menschen. Ein Kind wird uns geboren. Gott als Kind. Licht und Liebe als Antwort auf die Finsternis.

 

Jedes Jahr warte ich darauf, dass die Erwartung aus alter Zeit je neu erfüllt werde: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9,1)

 

 

Die Taschenlampe von damals gibt es noch immer. Wie eine Erinnerung an den Hurrikan, die Hoffnung auf Rettung und die Dankbarkeit für das Licht.

Foto: Tim Marshall
Foto: Tim Marshall

Hier findest du noch weitere Blogeinträge von uns.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0