Phase 7


Phase 7

Schlafen als Unterricht

Da ist er plötzlich wieder da, mein alter Vokabelkasten. Mit sieben Fächern und handgeschriebenen Karteikarten hab‘ ich Vokabeln gelernt. Unglaublich lange her.

Das wäre heute vielleicht mit einer App. Phase 6 oder so. Das Prinzip ist das Gleiche. Was ich mir am wenigsten merken kann, wird am häufigsten wiederholt. Manchmal auch überraschend ohne Vorankündigung.

Welche Übung gegen das Vergessen täte mir mal gut? Die Wiederholung als Chance.

Das gibt’s auch im Glauben. Exerzitien sind geistliche Übungen. Einen Text lesen, hören, bedenken, beten. Bis man es gecheckt hat.

In diesem Jahr hatte ich solche Übungen. Eine davon zu der folgenden Geschichte:

 

Am Abend dieses Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wir wollen ans andere Ufer fahren.“ Sie ließen die Volksmenge zurück

Und fuhren mit dem Boot los, in dem er saß.

Andere Boote fuhren mit.

Da kam ein starker Sturm auf.

Die Wellen schlugen ins Boot hinein,

sodass es schon volllief.

Jesus schlief hinten im Boot

auf einem Kissen.

Seine Jünger weckten ihn und

Riefen: „Lehrer!

Macht es Dir nichts aus, dass wir untergehen?“

Jesus stand auf, bedrohte den

Wind

Und sagte zum See: „Werde ruhig! Sei still!“

Da legte sich der Wind, und es

wurde ganz still.

Jesus fragte die Jünger: „Warum habt ihr solche Angst?

Habt ihr immer noch keinen Glauben?“

Aber die Jünger überkam eine große Furcht.

Sie fragten sich: „Wer ist der eigentlich?

Sogar der Wind und die Wellen gehorchen ihm!“ Mk 4,35-41 (BB)

 

Was gälte es zu lernen? Der Wind – Metapher für die Un- und Aber-Geister, die gerne auf einen einstürmen – wird zum Orkan. Das Boot, ein Bild für das eigene Leben läuft voll Wasser. Untergang im Zeitlichen droht.

Und Jesus liegt hinten im Boot und ruht. Auf einem Kissen. Der Lehrer schläft.

Die Jünger schöpfen Wasser wie verrückt. Schließlich wecken sie Jesus. „Lehrer! Macht es Dir nichts aus, dass wir untergehen?“

Jesus regelt die Sache mit dem Sturm und dem Boot. Voll die Machtdemonstration. Danach: Stille. Und die Frage nach dem eigenen Vertrauen.

In der Übung nun kannst Du dir anschauen, wie Jesus selbstverständlich handelt. Guck mal, wie der Meister (= Lehrer) mit dem Sturm umgeht. Hinten auf dem Kissen schläft er. Quasi: Lehren im Schlaf, ganz ohne Worte!

Klar. Die Betrachtung des schlafenden Jesu ist eine Herausforderung. Und ich lerne: Vertrauen ist offenbar die Antwort auf Furcht.

Welche Stille mag sich einstellen, wenn ich merke: Jesus ist längst im Boot. Die Kissenszene wird zum inneren Bild für Glauben. Guck mal Jesus beim Vertrauen zu. Das große Vertrauen Jesu wird zum Vorbild für das (noch) kleine Vertrauen der Jüngerinnen und Jünger.

Die eigene Schlaf-losigkeit kann sich schon mal in Vorwürfen entladen. „Macht es Dir nichts aus, dass wir untergehen?“ Und doch ist es ne Riesenchance die eigenen Sturmerfahrungen mal zu reflektieren. Untergehen ist ja auch keine Perspektive, um ans andere Ufer zu kommen.

Ob nun Vokabelkasten in vintage oder als App.: Welche Worte/Bilder/Gedanken lohnen, damit aus Sturm Stille wird?

 

Endlich macht Vokabellernen Spaß, bzw.: Es macht Spaß, gute Gedanken zu wiederholen. 


Foto: Tengyart Unsplash
Foto: Tengyart Unsplash

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