Hölle
Mein tägliches Kasperletheater
Beim Aufräumen finde ich ganz alte Kasperletheater-Puppen. Genau genommen sind nur noch die Köpfe da; müssen schon bestimmt über 50 Jahre alt sein. Krasse Gummigestalten wie Rotkäppchen, Prinzessin, Polizist, König. Und ein hässlicher roter Kopf, schaut grimmig und hat Hörner, wahrscheinlich also eine Teufel-Puppe.
Was könnten kleine Kinder damit damals gespielt haben? Bestimmt war auch Angst im Spiel, allein schon wegen des Letztgenannten.
Der Teufel und seine Dämonen wohnen ja bekanntlich an einem finsteren Ort Namens Hölle; da ist es feurig heiß. Und böse Menschen werden dort langanhaltend gequält. Zur Strafe. Die wissen schon wofür! Jeder kriegt, was er oder sie verdient!
Seit Jahrhunderten wird mit der Hölle Angst gemacht. Auf ewig bestraft und verloren. Es gibt Höllenbeschreibungen aus früheren Jahrhunderten, die detailreicher sind als Wohnungsbeschreibungen auf einem Immobilienportal. Wahnsinn!
Für diesen Ort interessiert sich kaum einer mehr. Aus guten Gründen:
1. Steht diese furiose Foltereinrichtung nicht im Reiseführer von 1000 places to see before you die.
2. Wurde auch immer erzählt, man kann nur „einfache Fahrt“ buchen.
3. Dann haben manche rausgefunden, dass ein Ort mit der Beschreibung in der Bibel gar nicht existiert! Es gibt keinen Ort an dem der Teufel Menschen ewig quält, als Strafe. Findest Du nicht in der Bibel.
4. Mythologie im universitären Kontext, also im Horizont wissenschaftlicher Methodik, kommt eben eher wie Kasperle-Theater rüber. Braucht hier niemand.
Was ich brauche: Eine freundliche Anrede, ein freundliches Gesicht, ein liebevolle Zusage, jemand der zu mir steht, wenn nötig, um mich kämpft, immer an mich glaubt, sich niemals beirren lässt, ausgebreitete Arme, ewige Liebe.
Mit drei Worten lässt sich eine ganze Welt beschreiben. Gott ist Liebe. Das ist sein Wesen. Das macht ihn zutiefst aus. Es kann ziemlich weh tun zu entdecken: Ich bin geliebt. Ohne Wenn und Aber. Schwarze Pädagogik ist eine billige Zuschreibung menschlicher Angst. Oder menschlicher Gerechtigkeitsvorstellungen. Soooo einfach ist es ja auch nicht! Gott ist auch gerecht! Genau! Auch das entspringt seiner Liebe. Heißt konkret: Wenn Dir die Hölle heiß gemacht wird, innere Stimmen Dich verurteilen, ja geradezu quälen – sagt Gott klipp und klar: Mir bist Du recht. Lass uns einfach tauschen: ich nehme das Unfertige, quälende, Selbstvorwürfe und Schuld. Und für Dich und die ganze Welt gibt es die ausgebreiteten Arme Jesu Christi. Niemand hat größere Liebe als die, sein Leben zu lassen für seine Freunde (Joh 15,13).
Und wo ist jetzt das Kleingedruckte?
Irgendein „Aber“ gibt es immer. Ja, manchmal geht das Theater jeden morgen neu los. Kasperle-Theater bei dem ich mitspielen soll. Dann lieber mit nur drei Worten eine ganze Welt beschreiben: „Ich liebe Dich, Gott.“
Ach, das waren jetzt doch vier.
Hier findest du noch weitere Blogeinträge von uns.
Kommentar schreiben