Der rote Hahn
Was man vom Logo der ESG fürs eigene Leben lernen kann
Der letzte Tag. Ich laufe durchs Haus. Es sieht sehr anders aus so ohne Möbel, ohne Küche. Viele Dinge haben auf dem Flohmarkt für Studierende ein neues Zuhause gefunden.
Gerade braucht noch eine Studierende ein paar Dinge und holt sie ab. In der Küche wird noch an der Dunstabzugshaube geschraubt. Auch sie hat eine Zukunft, nur eben woanders.
Letztlich habe ich damit abgeschlossen, dass unser Haus zugemacht wird. Was aber müsste noch mit? Was ist so wichtig für uns, dass wir es nicht zurücklassen dürfen – einfach, weil es zutiefst zu uns gehört?
Die ESG-Liederbücher sind schon verpackt. Ein guter Tischkicker, vor Jahren aus Spenden bezahlt, ist schon vorgefahren und am neuen Ort dabei.
Ich werde hektisch: Dieses Buch noch? War es uns so wichtig, dass es mitkommt?
Für vieles ist kein Platz oder es ist schon vorhanden. Und wir haben schon ein sehr freundliches „Herzlich willkommen“ gehört!
Als ich das Haus verlasse, schaue ich noch einmal hoch auf das Logo der ESG Bielefeld. Wir haben vor ein paar Jahren eine neue Tafel an die Hauswand geschraubt. Man kann von außen sehen: Hier ist die Studierendengemeinde.
Diese Tafel kann nicht mit, ist einfach kein Platz dafür.
Die Logik des Logos
Immerhin ist der rote Hahn seit Jahrzehnten das Logo der evangelischen Studierendengemeinden in ganz Deutschland. Von denen es rund 120 an den Hochschulstandorten gibt.
Er ist ein Zeichen der aufständischen Bauern im Bauernkrieg. Also Aufstand gegen Ungerechtigkeit. Da wurde damals gegen Adel und Klerus losgezogen und es ging auch was in Flammen auf. Man setzte den „roten Hahn“ aufs Dach, so wurde das umschrieben.
Hahn steht auch für die Ansage: Es wird Tag. Mit seinem Schrei kündigt er den anbrechenden Tag an, den Wechsel von der Dunkelheit zum Licht. Das steht auch für Wachsamkeit und Hoffnung.
Und schließlich gibt es noch die Geschichte, in der Petrus seinen Freund Jesus verriet. Der hatte das schon vorher angekündigt. Als dann der Hahn dreimal kräht schaut Jesus Petrus an. Der erinnert sich. Und weint bitterlich (vgl. Lk22,54-64). Nach der Auferstehung geht es auch für Petrus weiter; die Treue Jesu führt zur Vergebung. Es gibt einen neuen Anfang - auch für ihn. Welch‘ ein Geschenk!
Reisen mit leichtem Gepäck
Ich lese noch einmal diese Bedeutung: Gerechtigkeit, Hoffnung, Treue Gottes und Vergebung. Steht in keinem keinen Regal, keiner Schublade, keinem Ordner.
Und doch nehmen wir das mit. Und wollen es auch am neuen Ort im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum leben.
Falls Du also mal wieder umziehst: Was lohnt sich wirklich, es mitzunehmen? Was kann auch getrost für die Mulde zurückgelassen werden? Reisen mit leichtem Gepäck, heißt es bei Silbermond.
Unsere Werte sind unsere Ressourcen, in der Gegenwart und in der Zukunft.
Zeit also für Ressourcen-Check. Was hast Du schon alles dabei? Was lässt sich in Gemeinschaft leben und teilen?
Genau das ist der Plan. Entdecken und teilen, was schon da ist. Und: Es ist genug für alle da.
Bleib bitte neugierig und besuche uns am neuen Ort. Das wäre wunderbar! Die Geschichte vom roten Hahn geht so oder so weiter.

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Markus Sorg (Freitag, 03 Oktober 2025 14:43)
Schöne und wahre Worte. Liebe Grüße aus Bochum und Dortmund. Wir teilen ein gemeinsames Schicksal. Aber die Hoffnung (über)lebt.