Von der Apokalypse zur Offenbarung
Nahtoderlebnis Liebe
Dieses hier ist die Geschichte von Eben Alexander, jedenfalls ein Teil von ihr. Er war einige Zeit tot. Und danach wurde es schwierig.
Eben Alexander ist ein renommierter Neurochirurg, wissenschaftliche Tätigkeit in Harvard, weit über 100 Veröffentlichungen. Und natürlich: Er kennt sich aus im Kopf von Menschen. Denn er operiert am Gehirn.
Dr. Alexander erkrankt eines Tages. Und es gibt eine rasante Entwicklung. Innerhalb weniger Stunden gibt es Vorgänge in seinem Körper, die ihn sofort in die Notaufnahme führen, bzw. er wird dorthin gebracht.
Die ärztlichen Kollegen sind ratlos, die Lage ist dramatisch. Irgendwann stellt sich heraus, dass er eine Meningitis hat, eine Hirnhautentzündung. Die aber – und das ist sehr selten - von Bakterien ausgelöst wurde.
Die Ärzte kämpfen um sein Leben. Er fällt ins Koma. Und die Umstände sind so, dass man annehmen muss: Die Bakterien greifen sein Gehirn so an, dass er – falls er das überleben sollte – ein Pflegefall bleibt, wahrscheinlich in einem Wachkoma.
Die Angehörigen sitzen Tag und Nacht an seinem Bett, berühren ihn usw. In der Hoffnung, er wird noch einmal gut.
Und das wird es. Warum auch immer: Dr. Alexander kommt aus dem Koma zurück. Es dauert ein bisschen, dann ist er bald wieder ganz hergestellt.
Das ist die eine Seite der Geschichte. Die andere ist: Eben Alexander erzählt von sehr klaren Erlebnissen, die er in einem Bewusstseinszustand – ich sage mal – auf der anderen Seite hatte.
Er beschreibt mit Worten, was er metasprachlich erlebte – also ohne Worte als Kommunikation eines reinen Bewusstseins.
Als erstes erfährt er drei Gedanken, die er später so in einem Buch beschreibt:
Du wirst für immer zutiefst geliebt und geschätzt
Du hast nichts zu befürchten
Du kannst nichts falsch machen
Und schließlich fasst er seine Erlebnisse mit einem einzigen Wort zusammen: Liebe.
Als Wissenschaftler, Arzt im Gebiet der Neurochirurgie, weiß er natürlich, wie es ist, wenn Menschen ein sog. Nahtoderlebnis haben. Der Sauerstoffmangel im Gehirn führt zu einer Art Halluzination. Es kann Auditionen, Farb- und Lichterfahrungen geben. Die aber nach dem Stand der Forschung die Folgen eines Gehirns unter extremer Belastung durch Sauerstoffmangel entsteht.
Davon erzählen kann man auch nur dann, wenn man nicht wirklich tot war. Es ist nur ein Nahtoderlebnis.
Eben Alexander behauptet jedoch, er habe ein reines Bewusstsein erlebt, also eine geistige Welt, die völlig real ist. Und einfach überwältigend.
Problem: Bewusstsein wird in wissenschaftlichen Zusammenhängen eben mit den Vitalfunktionen des Gehirns verbunden. Nahtoderlebnisse entstehen unter extremen Bedingungen im Gehirn, dass im Sterben begriffen ist.
Eben Alexander ist wieder im Leben. Und hat diese Erlebnisse, von denen er als Wissenschaftler bisher geglaubt hat: Sie sind mit den Funktionen des Gehirns verbunden.
Und er hat eine ganz andere Erfahrung gemacht. Das könnte das Ende seiner wissenschaftlichen Karriere bedeuten.
Von da an, so berichtet Eben Alexander, gibt es für ihn nur noch ein Thema: Menschen von dieser Liebe auf der anderen Seite erzählen.
Klar ist, Dr. Alexander hat eine Erfahrung gemacht, die alles andere in den Schatten stellt. Und sein Leben auf den Kopf. Denn der von ihm beschriebene Zustand war so überwältigend, dass er sein Leben dauerhaft zutiefst verändert hat.
Blick in eine andere Welt, trostvoll
Diese Geschichte kam mir in der Beschäftigung mit der Offenbarung an Johannes in der Höhle auf der Insel Patmos in den Sinn.
Die Offenbarung Jesu Christi an Johannes könnte man in diesem Sinne verstehen als visuelle und auditive Erlebnisse, die Johannes auf der Insel widerfahren sind.
Wozu?
Ein Blick in eine andere Welt, den Himmel, und welche Auswirkungen er auf die Erde hat.
Dazu heißt es in einem Kommentar: „die unsichtbare, geistige Welt ist das Zentrum, von dem her die sichtbare, materielle Welt verstanden werden kann.“ (Paul und Stephanie Imhof, Das ewige Evangelium, Bd I,22)
Das soll die sieben Gemeinden in Kleinasien trösten, ermuntern, aber auch im guten Sinne mahnen.
Apokalypse
Die ersten Verse der Offenbarung an Johannes geben Hinweise, um welches Projekt es hier geht:
- Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was in Bälde geschehen muss. Dies hat er durch Sendung seines Engels seinem Knecht Johannes kundgetan.
- Der bezeugte mit seinem Leben das Wort Gottes und die Martyria Jesu Christi, alles, was er gesehen hat.
- Glückselig, wer die prophetischen Worte der Deutung vorliest, und glückselig die, welche sie hören und bewahren, was in ihnen geschrieben ist, denn der entscheidende Augenblick ist ganz nahe. (Offb 1,1-3)
Das griechische Wort für Offenbarung lautet Apokalypse.
"Apokalypse" übersetzt man mit Offenbarung oder Enthüllung. Umgangssprachlich wird Apokalypse mit schwersten Katastrophen und Weltuntergang gleichgesetzt. Die Bedeutung hat sich stark gewandelt.
Johannes bekommt den Auftrag, das, was er in der Höhle auf Patmos gehört und gesehen hat, an die sieben Gemeinden in der römischen Provinz Kleinasien zu schicken. Das liegt auf dem Gebiet der heutigen Türkei.
Die Bilder der Offenbarung sind gewaltig. Und machen, wörtlich verstanden oft Angst.
Wie kann man das letzte Buch der Bibel so lesen, dass darin eine frohe Botschaft (= Evangelium) hörbar wird?
- Die Offenbarung an Johannes gibt selbst den Hinweis, dass sie spirituell verstanden werden will. Wörtlich heißt es mehrfach: „Wer ein Ohr hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Das Lesen der Offenbarung an Johannes ist also ein spirituelles Projekt. Gemeint ist das „Ohr des Geistes“. Mit geistlichen Sinnen ist das Offenbarte zu rezipieren.
- Das ewige Evangelium ist der Horizont. vgl. Offb. 14,6 Evangelium ist per se definiert. Und meint gute Botschaft. Nirgendwo steht, dass das letzte Buch der Bibel als Drehbuch für einen Horrorfilm zu lesen ist.
- Manche Bildwelten sind ohne die Kenntnis alttestamentlicher Zusammenhänge nur schwer zu entschlüsseln. Johannes nutzt für die Übersetzung des Geschauten und Gehörten also Worte, Bilder, Zusammenhänge, die den Menschen in den Gemeinden vertraut waren.
Das sind Hinweise zur Auslegung und zum Verstehen. Welcher tröstliche Gedanke, welches mutmachende Wort mag mich erreichen? Was kommt mir nahe? Nahe kommt mir das, was ich jetzt verstehe. „Der entscheidende Augenblick ist ganz nahe“ (vgl Offb 1,3) bezieht sich darauf, plötzlich etwas zu verstehen.
Welche Einladung, die Bilder und Worte an Johannes auf sich wirken zu lassen und getröstet zu werden.
Eben Alexander, Blick in die Ewigkeit. Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen, München, 23. Aufl. 2016.

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